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mit den zwei Musketieren

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Erlebnisse im November

7.11.2009, Buenos Aires, Puerto Pyramides und Bariloche

So, nun haben wir (leider) das, wovor wir eigentlich aus Europa fliehen wollten: Schnee und Kaelte. Wir sind nach ein paar Tagen am Strand in Puerto Pyramides und vielen gesichteten Walen, welche sogar direkt am Boot auftauchten und uns in ihrer Groesse sehr beeindruckten nach weiteren 1000 Buskilometern (nun sind es ca. 8000 km zusammen) in Bariloche in den Anden angekommen.

Aber erst mal der Reihe nach:
Unsere Tage in Buenos Aires sind sehr schnell davongeflogen. Da wir am ersten Tag schon etliche Kilometer in den Strassen und Gassen zurueckgelegt hatten, entschieden wir uns am naechsten Vormittag fuer den Friedhof, um die tollen Graeber zu bestaunen, die hier wirklich ware Prachtbauten sind. No 2 fand das zwar nicht ganz so spanndend, aber wenigstens gab es eine kostenlose Fuehrung in englischer Sprache mit vielen Info's, die sich eh keiner merken kann. Die Hauptattraktion war natuerlich das Grab von Evita.

Am letzten Abend wurde eine Halloweenparty im Hostel geschmissen. Wir improvisierten, was unsere Kostuemierung anging. Die Idee von No 2, sich in Klopapier einzuwickeln, war der groesste Mist, da es dann nur eine Frage der Zeit gewesen waere, bis er nur im Schlueppi dagestanden haette. Also machte No 2 den Bettlaken und Flip-Flop Jesus und No 1 irgendetwas Undefinierbares. Da eine grosse Flasche Wodka im Supermarkt nur umgerechnet 2 Euro kostete und eine Flasche Bier hier (zu meiner Freude) schon 1 Liter fasst, kann sich ja jeder denken, wie lustig es auf der Party zuging ...

Weiter ging es am naechsten Abend mit dem Bus nach Puerto Madryn. Schon zum wiederholten Mal wurde unserer Bus von der Gendarmeria mit ihrem Drogenschnueffelhund angehalten. Wir blieben cool und liessen uns und unser gesamtes Gepaeck beschnuppern, dann ging es weiter. Wir fuhren Stunden um Stunden, ohne dass sich das Landschaftsbild im geringsten aenderte, nur Steppenwueste mit vereinzelten Straeuchern und Grasbuescheln. Das war selbst fuer No 2 (dem 'aus-dem-Fenster-kieker') langweilig. Am Tag darauf gegen Mittag erreichten wir Puerto Madryn und waren ziemlich erstaunt, als wir das Bus-Terminal verliessen und am Ausgang links und rechts zwei Wachmaenner mit Maschinengewehren standen. So etwas haetten wir vielleicht in Rio vermutet, aber hier an dem Popelort? Wir entschlossen uns, weiter auf die Halbinsel zu fahren, was die bessere Wahl war, um Wale zu sehen.

Bereits vom Strand aus konnten wir Free Willy und seine Artgenossen sehen, so dass wir es kaum erwarten konnten, am naechsten Tag die (natuerlich sehr touristische) Wal-guck-Bootstour mit Sunset-Feeling zu unternehmen. Die Spannung auf dem Boot war echt atemberaubend. Wann taucht der erste Wal auf? Ist die Kamera bereit? Zum Glueck leben wir im digitalen Zeitalter, in der uns bei 650 Fotos in den 2 Stunden die Ausschussrate von etwa 97% nicht stoerte. Kaum tauchte Free Willy neben dem Boot auf, bewegten sich etwa 25 Passagiere auf dem Boot auf dieselbe Seite, so dass wir manchmal ordentlich ins Wanken gerieten.

In der restlichen Zeit der 3 Tage gingen wir nur in der nahen Umgebung herum, am Strand entlang und liessen uns fast vom Wind wegpusten - viel mehr gab es dort nicht zu erleben. Die Wassertemperatur war auch nur fuer ein Fussbad geeignet, also buchten wir ein Busticket nach Bariloche.

In Bariloche angekommen, ueberraschte uns der eisige Wind und Schnee. Dafuer sind wir nun gar nicht ausgeruestet und sind nun dabei, uns Muetze, Handschuhe und Schlafsaecke zu besorgen. Ein paar Einheimische erzaehlten, dass es in den letzten Tagen soviel geschneit hat, wie den ganzen Winter zusammen nicht. Bei mehrtaegigen Wanderungen wuerden wir bis zur Huefte im Schnee versinken, also bleiben uns nur kurze Wanderungen bis zur Schneegrenze oder kleine Radeltouren. Die naechsten Tage bleiben wir erstmal hier, auch um unseren Schnief loszuwerden ...

--> Bilder Puerto Pyramides <--

15.11.2009, Bariloche, El Bolson

Mit starken Nerven und viel Durchhaltevermoegen beim Shopping haben wir nun endlich unsere Vollausstattung (Schlafsaecke, Isomatten und Zelt) bekommen. Shopping und natuerlich Eis- und Schokoladeessen waren unsere Hauptbeschaeftigungen in Bariloche. Das Hostel war bisher das Beste, in dem wir waren - familiaere Atmosphaere, ein deutscher Besitzer, der uns viele hilfreiche Info's gab und nicht mit Betten ueberladene Zimmer.

Ein paar Wanderungen, um die Kondition der No 1 zu verbessern (und die herrliche Aussicht zu geniessen), konnten wir gut in Angriff nehmen. Oft wurden wir von den vielen Franzosen begleitet, die mit uns das Hostel und den wohlverdienten Abendmampf teilten. Der Wettergott hatte bald ein Einsehen mit uns Frostbeulen und schraubte das Quecksilber die letzten Tage auf angenehme 17 Grad mit viel Sonne. So konnten wir die frisch gekauften Handschuhe bald wieder weit unten im Rucksack verstauen. Bei unseren Wanderungen wurden wir von einigen Panoramablicken mit schneebedeckten Berggipfeln und klaren Seen belohnt und haben viel mehr Bilder gemacht, als wir je jemandem zumuten koennen, diese alle anzusehen.

Nach fast einer Woche in Bariloche fuhren wir ein Stueck weiter nach El Bolson. Das war die bisher kuerzeste Busfahrt ever in Suedamerika von nur 2,5 Stunden (wenn wir mal die vielen Stadtbusfahrten ausnehmen). Wir wagten erstmals eine Mehrtageswanderung ueber den Hielo Azul und packten dafuer nur das noetigste Equipment, einschliesslich unserer neuen Bolsa de Dormir (zu deutsch: Schlafsaecke) ein. No 1 achtete dabei auf jedes einzelne Gramm an Gepaeck - nur die Zahnbuersten teilten wir nicht. Ja, ja, was man nicht an Gepaeck spart, muss man an Kraft zusetzen - oder wie ging nochmal der Spruch aus dem Physikunterricht? Wir hatten trotz aller Sparmassnahmen noch genug zu schleppen, denn auf den Berghuetten gab es natuerlich keine Verpflegung - nur die allernoetigste Grundausstattung (mit Outside Klo und Dusche) war vorhanden.

Der Weg zur Huette war beschwerlich, etliche Baeche und schlammige Teiche, ueber die wir ueber Baumstaemme und anderes Gehoelz balancieren mussten. Je hoeher wir kamen, umso tiefer wurde auch der Schnee. Gluecklicherweise waren bereits Fussspuren vorhanden, so dass wir nicht von dem nicht zu sehenden Weg abkamen (No 1 schiebt dann ziemlich schnell Panik). Am Abend des ersten Tages war sogar No 2 froh, endlich angekommen zu sein, die Fuesse an den geheizten Ofen legen und den heissen Tee geniessen zu koennen.

Der neue Tag begann gleich mit der schwierigen Aufgabe, aus dem warmen Schlafsack herauszuklettern. Nach dem staerkenden Fruehstueck machten wir uns auf den Weg, der zuerst noch weitere 200 Hoehenmeter nach oben ging. Es war beschwerlich, fast knietief am Hang im Schnee gehen zu muessen, No 1 meinte nur trocken: ' Das macht mir keinen Spass.' - zumal selbst die vorhandenen Fussspuren nicht genau wussten, wo der Weg langing, so konfus wie diese uns herumfuehrten. Bei der naechsten Weggabelung gab es fuer uns keine Fussstapfen mehr und wir mussten unserem geuebten Geocachersinn vertrauen, den richtigen Weg hinab zu finden. Bald liess der Schnee allmaehlich nach und wir kamen nach vielen Stunden des Bergabgehens (gefuehlt waren es noch mehr) sicher und trocken (bis auf No 1 Fuesse) wieder im Tal an.

Nun ruhen wir uns noch ein wenig in El Bolson aus, legen die Fuesse hoch (No 1 besteht darauf), denn morgen schon werden wir in Esquel sein, um in einem Hostel fuer freie Unterkunft und Essen ein paar Tage zu arbeiten ... oder weitere Hoehenluft auf den Gipfeln zu schnuppern ...

--> Bilder Bariloche <--

29.11.2009, Trevelin, El Calafate, El Chalten

So, nach langer Abwesenheit vom www (bzw. war es unzumutbar langsam, so dass wir das Gefuehl hatten, jedes Byte wurde per Post verschickt) und einigen Aufforderungen, mal ein Lebenszeichen zu schicken, holen wir jetzt unsere Erlebnisse der letzten 2 Wochen nach:

In Trevelin hielten wir uns eine ganze Woche auf und halfen in einem gerade eroeffnetem Hostel und Campingplatz bei einigen Restaurationsarbeiten. Dafuer war unsere Unterkunft und das Essen frei. No 1 liess ihrer Kreativitaet freien Lauf beim Streichen der Waende, waehrend No 2 Betten zusammenschraubte. Es ging aber ganz locker zu, morgens liess man uns erst einmal ausschlafen und kleine Pausen zum Tischtenniszocken oder am Kamin waermen hatten wir viele. Einen Tag lang ueberliess der Chef uns dreien (wir zwei und einem weiteren Israeli, der dem Hostel half, in Schwung zu kommen) seinen Landrover, und wir machten einen Ausflug zum Parque Nacional Los Alerces. Kalter Wind ;-) und Regen, was typisch fuer Patagonien ist, liessen uns nur kurze Wege laufen. Das Abendessen, an dem wir natuerlich mithalfen, damit es nicht nur Pizza oder Pasta gab, gab es hier so spaet, dass manche von euch da schon an das naechste Fruehstueck denken wuerden.

Am letzten Arbeitstag war Gartenarbeit angesagt, aber es machte uns viel Spass und nun sieht es schon viel einladender im neuen Hostel aus. Zum Abschied machten wir Apfelstrudel mit Vanilleeis zum Fruehstueck, das sich alle gut schmecken liessen.

In El Calafate, einem Touriort durch und durch (No 1 war ganz entsetzt), machten wir einen Tagesausflug zum Gletscher Moreno. Wie ein paar Rentertouristen wurden wir mit dem Bus bis vor Ort gekarrt. Aber die bergige, vom Gletscher geformte Landschaft hat uns fast den Atem genommen. Das, was wir bisher nur aus dem Geografieunterricht der 6. Klasse ueber die Eiszeit in Europa kannten, sahen wir hier live mit einem Monstrum aus Eis, das sich langsam durch die Taeler schob und mit einem grollenden Donnergeraeusch immer wieder grosse Eisstuecke abbrachen und in den angrenzenden See stuertzten.

Am Abend machten wir uns wieder mal ein feines argentinisches Steak. Wir haben hier in Argentinien schon so viel Fleisch gemampft, wie zu Hause im ganzen Jahr ...

Mehr gab es in El Calafate nicht zu sehen und so machten wir uns auf nach El Chalten, um dort mehrere Tage ueber die Berge zu wandern. Dort angekommen, testeten wir noch eine Nacht unser neues Zelt auf dem Campingplatz. Bei Superwetter starteten wir gegen Mittag unsere erste Etappe mit allem noetigen Gepaeck inklusive allem Essen fuer die drei Tage (Verpflegungshuetten unterwegs gibt es hier kaum). Je hoeher wir kamen, um so schoener und deutlicher sahen wir den Fitz Roy, den wohl bekanntesten Berggipfel in dieser Gegend, und konnten immer tiefer hinab ins Tal schauen. Nachts fiel es uns schwer, den Wind, die Kaelte und den harten Untergrund zu vergessen. Ja, vor ein paar Jahren fiel uns der Komfortverzicht noch leichter. ;-)

Am 2. Tag zogen wir auf Waldwegen, kargen Straeuchern im Sand und Steinen vorbei an einem Gletscher bis zu einem Campingplatz mit heisser Dusche fuer No 1 und kalter Dusche fuer No 2 (ploetzlich gab es kein heisses Wasser mehr, nachdem No 2 eingeseift war). Wir zogen uns am Abend immer bald in unsere Schlafsaecke zurueck, dem einzigen Ort, wo es nicht allzu kalt war. Am naechsten Morgen als wir die Zeltlucke oeffneten, kamen uns schon kleine Schneeflocken entgegen. Das ist nun wirklich nur etwas fuer eingefleischte Camper, dachten wir, und bereiteten uns schnell auf den Rueckweg vor, der so weit war, wie die Strecke der ersten 2 Tage zusammen. Aber dafuer ist unser Gepaeck leichter geworden. Selbst der sehr steinige Weg konnte uns nicht mehr aufhalten. Zuegig liefen wir alles in nur 6 Stunden zurueck, denn bei jeder Pause waere uns gleich sehr kalt geworden.

Nun sind wir wieder in El Calafate. Von hier aus starten wir noch heute Nachmittag zum Torres del Paine, einem sehr bekannten Nationalpark in Chile ...

--> Bilder Patagonien <--

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