Kasbahs, Wüste und Oasen: Marokko!
03.12.2015 - 04.12.2015, die ersten Tage in Marrakesch
Endlich kam auch No 2 durch den Nacktscanner am Flughafen und der anschließenden Immigration sichtlich genervt in Marrakesch an. Nach dem Check in im 5-Sterne Luxushotel legte er erstmal entspannt die Füße hoch. Später kam dann No 1 von ihrem Workshop. Nach einem netten gemeinsamen Abendessen mit der KAS, gingen wir früh schlafen um zur Erkundungstour am nächsten Tag ausgeruht zu sein.
Zusammen mit Rainer und Bernd streiften wir bei strahlend blauen Himmel durch die vielen Straßen und Gassen Marrakeschs. Vom vielen Laufen auf dem Asphalt taten uns schnell die Füße weh, da kamen die vielen Pausen in den Teestuben gerade recht. Marokkanischer Minztee - klebrig süß, aber mit frischer Minze einfach lecker. No 1 blieb trotz dessen lieber beim Kaffee. :-)
Nachmittags erkundeten wir die Palastanlagen Bahia Palace, Badia Palace mit wunderbaren Ausblicken. Als unsere Mägen knurrten, verwöhnten wir uns mit Couscous, Lemon Tajine und Köfte. So strich die Zeit dahin und der Abend brachte viel buntes Treiben und Spektakel zum Djem Al-Fnaa, dem berühmten Platz im Herzen der Stadt. Den Trubel und Treiben kann man nicht beschreiben, man muss es selbst erlebt haben. Nach einem ganzen Tag Sightseeing waren wir alle groggy und freuten uns auf unser Bierchen und leckeres Buffet in unserem 5-Sterne Hotel.
05.12.2015, Fahrt über den Atlas nach Telouet
Nach einem gemütlichen Frühstück mit frischen Omeletts und Croissants in der Sonne machten wir uns in unserem fashen Mietwagen mit 4WD Funktion auf zum hohen Atlas. Der trubelige Autoverkehr in Marrakesch machte No 2. doch etwas zu schaffen, doch hochkonzentriert manövrierte uns No 2 sicher auf die ruhigen Landstraßen Richtung Atlasgebirge. Karge weite Landschaft streifte unser Auge und das Auto schraubte sich über die vielen Serpentinen die Berge hinauf.
Auf seinem Garmin hatte No 2 einen Wandertrek geladen, nur 7 km und Rundweg. Naja aus dem Rundweg wurde ein nicht erkennbarer sehr steiler Weg aus Geröll den Berg hinauf. Es wurde immer beschwerlicher und No 1 drängte auf Rückzug. No 2 lief ebenso der Schweiß wie ein Rinnsal herunter und er zeigte schnell Einsicht, so daß wir nach einer kurzen Verschnaufpause vorsichtig wieder abwärts rutschten.
Von diesem Reinfall fuhren wir wieder zurück auf den normalen Weg. Dort angekommen, genossen wir den Ausblick in die wenigen Dörfer und die ferne Landschaft. Sehr nervig ist, daß wir nie anhalten und verschnaufen konnten, ohne daß uns gleich fremde Leute anquatschten und uns etwas zu kaufen andrehen wollten. Unser Tag endete in Telouet, einem kleinen Ort mit wenigen Lehmhäusern mitten im Atlas. Komisch, daß in jedem Winkel der Welt jeder dem teuflischen bedruckten Papier hinterherjagt, als ginge es um Leben oder Tod.
In einer einfachen, aber mit 600 DH nicht billigen Pension, fanden wir Unterschlupf und waren die einzigen Gäste. So hatten wir das Reich und alles für uns. Der Wirt bekochte uns köstlich, es gab wie immer Tee und mit dem frühen Abend kuschelten wir uns unter die warmen Decken, denn in der Nacht wurde es doch recht kalt ...
06.12.2015, Telouet – Ait Ben Haddou – Ouarzazate - Agdz
Ait Ben Haddou – eine der vielen Weltkulturerbestätten der UNESCO. Wunderschöne kleine Stadt mit verwinkelten Gassen, vielen Lehmhäusern und doch, es gab hier mal Touristen. Seitdem wir Marrakesch verlassen hatten, wimmelte es nicht gerade von ihnen.
Es gab viele Souvenirläden und hübsche Bilder, die mit Safran und Teewasser gemalt werden. Über eine Flamme gehalten entfalteten sie die hübschesten Farben, ein Kauf war schnell beschlossene Sache.
Zum Mittag gönnten wir uns Chicken Tajine auf einer wunderbaren Dachterrasse und genossen den Blick auf die Kulturstätte. Gut gestärkt setzten wir unsere Fahrt Richtung Agdz fort. In Ouarzazate stoppten wir nur kurz für einen Rundkurs durch die Altstadt und einen Minztee für No 2 und Kaffee für No 1 sowie leckere Törtchen für die Schleckermäuler. In Agdz trafen wir nach Einbruch der Dunkelheit ein. Ein Hotel war schnell gefunden und ach, wir waren wiedermal die einzigen Gäste – diesmal allerdings ohne Warmwasser. Nach kurzem Abendbrot und Ausflug in die Sterne für No 2 verkrochen wir uns ins warme Bett.
07.12.2015, Agdz – Tamnougalt – Merzouga
Ein kurzer Streifzug durch die kleine Stadt Agdz am nächsten Morgen ließ uns die unglaubliche Gastfreundschaft der Marokkaner spüren ... wir wollten nur ein Wasser kaufen und schwupp die wupp mit einem ausgeklügelten Trick saßen wir einen Brief an einen angeblich deutschen Freund formulierend bei jemanden im Laden. Der deutsche Freund wurde zur Hochzeit der Schwester mit Sack + Pack eingeladen, nebenbei gab es eine Runde Tee für die hilfsbereiten Ausländer. Das Verkaufsgespräch war somit perfekt eingetütet, doch dumm, daß wir weder Interesse an dem tollen Schmuck hatten, noch bereit waren, für 500 Dirham (ca. 50 €) 2 einfache Baumwolltücher zu kaufen. Schmuck ließen wir links liegen, die 2 Tücher sackten wir für 120 Dirham (12 €) dann doch ein. Wenigstens mußten sich die beiden ordentlich anstrengen bei uns.
Auf einer Nebenroute der N9 fuhren wir über Tamnougalt, wo wir nur kurz hielten, da ein Typi gar nicht gut auf Touristen zu sprechen war, die ‚sein Dorf‘ ohne Guide erkunden wollten. Wir dachten uns, auch die anderen Dörfer auf der Nebenpiste sind genauso schön. Wir waren bedient und eine weitere Frage, ob wir „allemagne, francaise oder inglese“ seien von jedem 2. Mann auf der Straße brachte uns zur Weißglut. Wir wollten eigentlich nur in Ruhe schlendern und gucken, doch Marokkaner haben anscheinend ein anderes Verständnis von Ruhe und in Ruhe lassen.
Danach war beschlossen nicht weiter dem Draatal folgend nach Mhamid in die Wüste zu fahren, weil wir keine Lust hatten, weitere Verhandlungsrunden über Preise für eine Tour in die Wüste zu machen und fuhren nach Merzouga, wo Erg Chebbi gleich vor der Hotelpforte lag. Gesagt, getan. Mit einem Hörspiel nebenbei verging die Zeit doch recht schnell und die Landschaft war – so karg und schroff mit ihren hohen Bergen ganz entzückend. Im Hotel waren wir, ach doch mal nicht die Einzigen und die Wirte waren sehr freundlich und zauberten uns ein leckeres Mahl ... natürlich wieder Tajine.
08.12.2015, Merzouga
Der erste und einzige Ort der Reise an dem wir 2 Nächte blieben. So konnten wir entspannt im Vorhof des Hotels mit Blick auf Erg Chebbi frühstücken, ne Runde am Pool Zeitung lesen und einfach abhängen. Wie schön!
Am frühen Nachmittag stapften wir durch den weichen Sand für den Sonnenuntergang zu dem höchsten Sanddünengipfel und warteten bis die Sonne am Horizont untergegangen war. Wie romantisch, wenn man von den krachenden Motorrädern und Buggys einmal absieht, die mit viel Karacho über die Wüstenberge heizen. Muss Spaß machen – so sah es zumindest aus. Am Abend wurden wir abermals köstlich bekocht … Chicken Tajine … und gingen auch früh zu Bett.
09.12.2015, Merzouga - Todra Schlucht
No 2 hatte für unsere weitere Route die Todra Schlucht im Visier, gute 4-5 Stunden Autofahrt durch die Prärie und kleinen Orte. Bei Erfoud hatte No 2 nicht direkt am Stoppschild, sondern erst an der Sichtlinie gehalten, da kam gleich ein junger Polizist auf uns zu und erklärte uns das Stoppschild und sagte ‚You must pay.‘ Wir ahnten schon Schlimmes, aber der junge Mann schien gnädig gestimmt und sagte uns, daß wir beim nächsten Mal bezahlen müssen. Er hätte uns jetzt aufgeklärt.
Na ja, so viele Kreuzungen mit Stoppschild gab es in der Gegend nicht. Wir fuhren fast 30 km, als plötzlich provisorisch aufgestellte Geschwindigkeitsschilder gefolgt von einem Stoppschild dastanden. Auch wenn es an dieser Stelle wenig Sinn machte, hielt ich an und der anwesende Polizist winkte uns höflich weiter. Ich glaube, diese Schilder wurden nur unseretwegen aufgestellt. No 1 meinte noch kühn: ‚Gib Gas, sonst hält er dich wieder an‘, das wäre eine echte Schnapsidee gewesen.
In der Todra Schlucht kehrten wir in einem einfachen Gästehaus ein, es gab … ach welch Überraschung, wieder mal Chicken Tajine. Wir ließen sie uns trotzdem schmecken. Um 21:30 Uhr wurde es dann automatisch dunkel, denn Strom gab es keinen. Für ein paar Stunden wurden wir per Generator mit Elektrizität versorgt. Zurück in der Steinzeit, juchee! So war die Schlafenszeit auch gleich bestimmt, aber uns war das recht, denn es war kalt draußen und unter der Decke schön kuschlig warm.
No 2 hatte auch hier eine Wanderroute auf seinem Garmin gespeichert und wir hofften diesmal, daß es sich auch wirklich um einen Rundweg handelte, der begehbar ist und wir nicht wegen Geröll frühzeitig umkehren müssen. Endlich mal die Beine bewegen, denn bisher hatten wir eigentlich nur viel im Auto gesessen – ganz untypisch für uns.
Die Wandertour führte uns bergauf weiter in die Schlucht hinauf, Blicke über die Berge und ins Tal. Hinab gestaltete sich etwas abenteuerlich, denn No 2 folgte nicht dem Weg, sondern hörte auf sein Garmin und somit war der Weg durch die Schlucht plötzlich zu Ende, denn es gab nur noch einen Felsvorsprung vor uns. Wir guckten uns erst an, dann gut um und fanden rasch eine Alternative wie wir zu einem Bypass kommen konnten und so machten wir uns zurück auf den Weg die guten 300 Höhenmeter wieder abwärts. Am Auto entstaubten wir die Schuhe, naschten ein paar Snackis und fuhren weiter Richtung Ouarzazate.
10.12.2015 - 12.10.2015, Todra Schlucht - Skora - Marrakesch
In Skora fanden wir eine sehr hübsche Unterkunft in einer Kasbah- die traditionellen alten Häuser – mit 2 Zimmern, Bad und einem offenen Kamin. Am Kaminfeuer sitzend entspannten wir uns von der Wanderung und den bisherigen Tagen. No 2 blickte nochmal lange in die Sterne hinauf, sah so viele Sterne wie nirgends in Europa und zwei Sternschnuppen. No 1 genoss das große weiche Bett für sich allein, bis No 2 stänkernd mit unter die Decke kroch und wir bis zum nächsten Morgen erholsam schlummerten.
Wir hatten wieder einen langen Tag im Auto vor uns. Kilometermäßig gesehen war es nicht so weit mit 250 km zurück nach Marrakesch. Doch durch lange Bergstraßen, Serpentinen und schleichenden LKWs die man nicht einfach überholen konnte, kamen wir nach kurzem Einkauf von einem Liter herrlichem Arganöl und Rosenwasserprodukten ziemlich fertig in Marrakesch an. Das erstbeste Hotel war unseres und bis auf das Notwendigste und der guten Lage war es nicht wirklich nett.
Die Lage zahlte sich aus, denn No 1 kannte sich durch vorherige Marrakeschbesuche schon ganz gut aus und so kehrten wir in ein für No 1 altbekanntes Restaurant ein. Nach einem kurzen Abstecher zur Glamour- und Schauspielerwelt des großen internationalen Filmfestivals in Marrakesch, was derzeit lief, stießen wir in der Djellabar zunächst mit schlechten Cocktails, dann mit leckerem Casablancabier auf unseren Urlaub an und beschlossen für uns, so schnell nicht wieder nach Marokko für einen erholsamen Urlaub zu kommen. Dazu bot sich für uns zu wenig, was wir eigentlich gerne machen in einem Urlaub und die streckenweise sehr nervigen Leute gaben dann noch einen drauf.
Am letzten Tag machten wir einen kurzen Abstecher in die Manera Gärten am Rande der Stadt. Ein wenig befreit vom Trubel schlenderten wir mit anderen Freizeitlern durch die Parkanlage. Im internationalen Bistro gab es neben Tajine auch mal was anderes zu essen und wir genossen gut gekochte Pasta und frisch gepressten O-Saft, den No 1 in Marokko wirklich zu schätzen lernte.
Am frühen Nachmittag begaben wir uns gut gestärkt zum Airport. Wir freuten uns trotz der sonnigen 20 Grad in Marrakesch sehr auf zu Hause. Heimisch fühlten wir uns bereits im Flieger mit einem sehr unterhaltsamen echten kölschen Flugbegleiter, der auf dem Weg zur schönsten Stadt am Rhein nicht nur die Sicherheitshinweise für die unwahrscheinlichen Fälle, sondern auch den Stand des FC-Spiels durchgab.