Erlebnisse im Januar
08.01.2010, mit Jeep von San Pedro nach Uyuni (Bolivien), Potosi
'Mit dem Fahrrad durch die Wueste' hatten wir uns am 1. Januar gedacht und uns auf ins Valle de la Luna gemacht. Der Boden und die Landschaft sahen, wie der Name schon sagt, aus wie auf dem Mond. Ein bisschen bergan ging es auch auf den 17 km bis zum Ende des Tals, in dem wir unwirkliche Gesteinsformationen und weite Landschaften mit Wuestensand sahen. Auf dem Weg zurueck nach dem wunderbaren Sonnenuntergang mussten wir uns sehr beeilen - Beine hoch und bergab rollen lassen. Die Daemmerung dauert nicht so lange, wie gewohnt und schon bald war es stockdunkel. Gluecklicherweise hatte No 2 seine Stirnlampe dabei, denn an den Fahrraedern gab es kein Licht. In der Oase San Pedro angekommen, packten wir unsere Sachen, denn schon am naechsten Morgen sollte es mit dem Jeep in 3 Tagen nach Uyuni gehen ...
Am Morgen des 2. Januars verabschiedeten wir uns von Chile. Wir hatten einen Jeep mit sechs Personen plus Fahrer. Es war teilweise etwas eng, aber wir tauschten haeufig die Plaetze durch. Wir rauschten (bzw. holperten) durch die Wueste, echtes Paris - Dakar Feeling. Unterwegs gab es viele Lagunen in unterschiedlichen Farben (blanco, verde, colorado), Flamingos und Vicuñas zu bestaunen. Wir selbst fuhren auf ueber 4500 Meter ueber dem Meer an noch hoeheren farbigen Bergen vorbei, No 2 badete in der heissen Quelle, wir passierten Geysire und blubbernde Schlammloecher bis zur ersten Uebernachtung: einem einfachen Hotel ohne Heizung und warmen Wasser (No 1 hatte schon Schiss vor der kalten Nacht).
Die lange, lange Fahrt am 2. Tag ueber die Buickelpiste machte besonders No 1 zu schaffen. Wir waren froh, am Abend endlich das Hotel de Sal in der Salzwueste erreicht zu haben. Dem Namen alle Ehre besteht das Hotel aus Salz, auch die Tische und Stuehle. Nach dem guten Mehrgaengemenue und einer heissen Dusche (nein - die Dusche war nicht aus Salz), fielen wir muede ins Bett.
Auf den 3. Tag freuten wir uns besonders. In der Salzwueste konnten wir lustige Fotos machen, denn es gab weit und breit nichts als Salz zu sehen - und natuerlich einer Kaktusinsel (Isla Pescado) mitten im Nichts aus Salz. Nachmittags erreichten wir Uyuni. No 1 war sehr froh, dass es 'endlich anders ist', die Menschen anders aussehen und einfacher leben (muessen). Da sind wir nun in der 3. Welt angekommen - Bolivien - dem aermsten Land in Suedamerika. Schon die erste Nacht im Hostel war schrecklich: der Spuelkasten im Klo war nur Atrappe, man musste mit dem Eimer Wasser aus der Regentonne holen und eine Kueche gab es auch nicht, dafuer viele Strassenverkaeufer(innen) mit allerhand nuetzlichen und unnuetzlichen Dingen.
Doch bereits am naechsten Tag zog es uns nach Potosi, einer etwa 220 km entfernte Stadt. Wir hoben unsere schweren Rucksaecke auf das Dach des klapprigen Busses und los ging es fuer 8 Stunden auf unbefestigten Strassen. Es war unglaublich, dass sogar einige Passagiere die gesamte Zeit stehen mussten, dachten wir uns, als es ploetzlich einen lauten Knall gab. Der Bus hielt an, wir stiegen aus und sahen einen platten Hinterreifen. Das scheint wohl normal hier zu sein, denn der Fahrer war schon sehr geuebt im Raeder wechseln. Aber dieses Schicksal sollte uns noch ein weiteres Mal bei dieser Fahrt ereilen ... Als wir uns waehrend dieser Zwangspausen mit anderen Touris unterhielten, erfuhren wir weitere Buserlebnisse: einer gebrochenen Lenkstange mit schwerem toedlichen Unfall, bei der das Tourimaedel fast unversehrt durch die Frontscheibe flog; und einer Nachtfahrt, bei der kein Licht am Bus funktionierte, was natuerlich ebenfalls mit einem Unfall endete. Wir hoffen nun, dass wir hier davon verschont bleiben werden.
In Potosi, der hoechsten Stadt der Welt (4060 m), besuchten wir die nahegelegene Silbermine. Zuerst kauften wir etwas, dass wir den Minenarbeitern mitbrachten: 96%igen Alkohol, eine Coca-Cola und zwei Beutel Cocablaetter. Andere kauften auch Dynamitstangen mit Zuender und Ammoniumnitrat. Dass diese wirklich funktionierten, konnten wir am Ende der Tour live miterleben und sogar den brennenden Zuender mit Bombe kurz fuer ein Foto in der Hand halten, bevor die Guides den Sprengstoff in sichere Entfernung brachten. Das Minenerlebniss selbst hat uns schockiert. Diese stickige und staubige Luft (noch zusaetzlich zur schon duennen Hoehenluft, 4300 m), immer enger und niedriger werdende Gaenge in der Mine machten uns so sehr zu schaffen, dass wir kapitulieren mussten und den Guide baten, ob uns jemand zum Ausgang bringen koennte. Wir hielten es gerade mal 30 Minuten darin aus. Wir wissen nicht, wie es die Arbeiter 20, 30 oder 40 Jahre fuer 8-10 Stunden am Tag, 6 Tage in der Woche darin aushalten koennen.
Uns wurde erklaert, dass es 1., 2, und 3. Klasse an Minenarbeitern gab. Waehrend ein 3. Klasse Arbeiter etwa 120-140 Euro im Monat bekommt, sind es bei einem 1. Klasse Arbeiter 500 Euro und Krankenversicherung und Rentenanspruch. Zum Vergleich: ein Taxifahrer bekommt hier etwa 70 Euro im Monat und das Durchschnittseinkommen einer 6-koepfigen Familie liegt bei etwa 130 Euro. Sprachlos und unter Minenschock stehend, duschten wir uns im Hostel erst einmal den Staub von Kopf und Koerper.
Am Tag darauf fuhren wir von dem noblen, und nicht zum Rest von Potosi passenden Busterminal mit dem Bus (diesmal ohne Zwischenfaelle, obwohl ich bei der langen kurvigen Bergabfahrt meinte, die Bremsen riechen zu koennen) nach Sucre, wo wir uns jetzt ein paar Tage aufhalten werden.
18.01.2010, Sucre, Maragua, Samaipata
Von Sucre aus starteten wir schon 2 Tage darauf nach Chataquila, um von dort einen der Inka Trails nach Chaunaca zu laufen. Dafuer brauchten wir nur etwa 3 Stunden. Schon nach einer kurzen Mampfpause in Chaunaca zogen wir unsere Hosen aus und durchquerten den breiten Fluss, in dem schon ein Lkw feststeckte. Zum Glueck halfen uns die Fahrer und nahmen uns bei der Hand, denn schon ein kleines Stolpern haette uns wohl einen nassen Rucksack beschehrt. Auf dem Weg nach Maragua naeherten wir uns dem Krater, der so gross ist, dass wir gar nicht bemerkten, wie wir bereits in ihm liefen (auf google maps ist der Krater dagegen ganz deutlich zu sehen). Nach einer ausgiebigen Siesta zur heissen Mittagszeit erreichten wir einige Stunden spaeter das Dorf ohne Elektrizitaet und ohne fliessendem Wasser - Maragua. Wir sahen, wie in dort die Zeit stehengeblieben war: Kinder trieben die Ziegen oder Schafe durch das Dorf, auf den kleinen Feldern wurden die Ochsen vor den Pflug gespannt, die Haeuser waren einfach gebaut und mit den Eseln wurde Wasser aus dem Fluss geholt. Wenn wir die Menschen nach dem Weg fragten, so bekamen wir die Richtung ueber den naechsten Berg gezeigt, denn einen richtigen Weg gab es nicht. Aber mit unseren Geochacherspuernasen war dies fast kein Problem, ausser, dass mehrere ausgetrocknete Canyons den 'Weg' kreuzten. Die Dinosaurierspuren hatten wir zwar nicht gefunden, dafuer aber den ein oder anderen Baum, der uns zur Mittagszeit Schatten spendete.
Am Tag darauf ging es zurueck nach Chaunaca. Dafuer waehlten wir unbewusst einen anderen 'Weg', der uns erst steil hoch hinauf fuehrte, um uns nach der guten Aussicht und einer murrenden No 1 gleich genauso steil wieder hinab fuehrte. Diesmal ueberquerten wir den Fluss an einer anderen Stelle als der bekannten vom Hinweg, was im nachhinein etwas leichtsinnig war: wir kannten die maximale Tiefe nicht und 2-3 Meter vor dem rettenden Ufer sank No 1 ploetzlich weit ein. Ich dachte nur: Treibsand und zog sie langsam am Arm wieder hoch. Einen Schritt spaeter versank auch ich bis zum Knie im Sand. Zum Glueck ging das nochmal gut und wir sind nicht Schultertief verschwunden ...
In Chaunaca warteten wir auf den Pickup, der 'irgendwann' im Laufe des Tages kommen sollte. Fast 2 Stunden spaeter steigen wir auf. Es befanden sich schon 2 Ochsen in der einen und etwa 20 Leute in der anderen Ecke. Wir beschlossen, fuer die 1,5 Stundenfahrt zurueck nach Sucre uns in sicherer Entfernung der Ochsen festzuhalten.
Einen Tag spaeter fuhren wir ohne Zwischenfaelle nach Samaipata. Dort buchten wir eine 3-Tagestour fuer die Ruta del Che mit Guide, welche (mit zunehmenden Spanischkenntnissen) sehr informativ fuer uns war.
Nun sind wir in Santa Cruz ... aber nur, um gleich in den Nachtbus nach La Paz einzusteigen. (Fuer die etwa 16 Stunden Fahrt bezahlt man fuer den 5-Sterne-Bus in der Luxusklasse 13 Euro)
21.01.2010, La Paz
Ein paar Tage sind wir nun schon in der Hauptstadt Boliviens. Viel unternommen haben wir jedoch nicht, ausser durch die Gassen an den vielen bunten Verkaufsstaenden vorbeizulaufen und ein paar Andenken zu kaufen. No 2 hatte sich aergerlicherweise das neu geschenkte Portmonaie aus der Hosentasche klauen lassen, als er alleine unterwegs war ... eine bekannte Masche, vor der auch im Reisefuehrer gewarnt wird, aber shit happens ... waren nur ein paar Bolivianos (etwa 15 Euro) und leider auch das Andenkengeld aus den anderen Laendern - aber zum Glueck keine Geldkarten oder die Fotokamera. Danach war No 2 etwas angewidert von den 'Bolivianern' und antwortet, wenn wir gefragt werden, woher wir sind, 'aus Bolivien' oder winkt im vorbeigehen nur ab.
Morgen werden wir uns die Death-Road hinunterstuerzen. Auf dem Mountainbike von 4650 m auf 1100 m ueber die gefaehrlichste Strasse der Welt - nur zum Teil asphaltiert und 3 Meter breit bis zur Klippe, die bis zu 900 Meter senkrecht hinuntergeht. Wir sind schon gespannt und werden vorher natuerlich die Bremsen testen, das Equipment macht aber einen guten Eindruck, ansonsten wuerden wir es nicht wagen.
An dieser Stelle herzlichen Dank fuer die vielen, vielen Glueckwuensche zu meinem Burzeltag. Die 'Feier' fiel umstandshalber nuechtern aus, denn an diesem Tag suchten wir vergeblich nach den verbliebenen Dinospuren in der Naehe von Maragua ... und leider zeigen sich seitdem unsere Verdauungssysteme nicht so ganz bolivientauglich *ggg*, obwohl wir schon Abstand von den 50 Cent Hamburgern, 10 Cent Empanadas und anderem Strassenessen nehmen.
27.01.2010, Copacabana (Titicacasee), Puno (Peru)
Wir haben sie ueberlebt 'The Death Road'! An den Klippen entlang ging es mehrere Stunden bergab ins Tal. Unser Begleitfahrzeug versorgte uns dabei mit leckeren Schokoriegeln und Wasser. Mountainbikefahren ist schon etwas anders als Rennrad - mehr Radbeherrschung, aber weniger Ausdauer - No 2 hatte es fast aus dem Sattel gehoben, als er die Bremsen zu grob betaetigte.
Zum Abschluss staerkten wir uns nach einem verdienten Sprung in den Pool bei einem 4-Gaenge-Menue in einem noblen Hotel. Wir entschlossen uns, noch einen weiteren Tag in diesem Ort zu bleiben, um die Landschaft bei einer Wanderung zu geniessen.
So langsam ging unsere Zeit in Bolivien zu Ende ... wir erreichten Copacabana am Titicacasee im Tacatucaland ... Die Stadt selbst war ziemlich vermuellt, was hier zwar nicht verwunderlich ist, uns aber immer wieder schockiert. Am folgenden Tag ging es per Boot auf die Isla del Sol. Diese Insel machte ihrem Namen alle Ehre. Wir fuhren bis zum Nordhafen der Insel, um im Laufe des Tages bei herrlichem Fotowetter bis zum Suedpunkt zu laufen. Anfangs gab es eine 2 stuendige Fuehrung zu einigen Sehenswurdigkeiten - wir sahen die 'Unterkunft der Sonne und des Mondes' und beruehrten daneben den Stein der Energie, damit wir diese aufsaugen konnten. Leider hatten wir wohl zuviel Energie der Sonne geklaut, denn am naechsten Morgen ueberraschte uns die jetzige Regenzeit wieder. So beschlossen wir, noch an diesem Tag nach Puno und damit ueber die peruanische Grenze zu fahren.
Peru wird unser letztes Land dieser Reise sein. Wir haben hier noch viel vor ... ob es mit Matchu Pitchu von Cusco aus ueberhaupt etwas wird, steht in den Sternen. Starke Regenfaelle in den letzten Tagen und ein Erdrutsch haben die Strecke unpassierbar gemacht und viele Touris, die sich gerade dort aufhalten, muessen mit Hubschraubern abtransportiert werden. Schade - das Highlight muessen wir wohl auslassen ...